Saturday, November 22, 2008

iks-Mas

Radio hören ist im Dezember generell eine schwierige Angelegenheit. Die ersten Weihnachtslieder sind heuer bereits Mitte November zu hören. Aber dieses Jahr hält offensichtlich eine besondere Grausamkeit für mich bereit: iks-Mas.

Also, zur Erklärung für Unwissende: "Christmas" ( = (engl.) Weihnachten, für wirklich Unwissende) wird im Englischen oft abgekürzt geschrieben als "X-Mas". X ist hierbei der griechische Buchstabe Chi, der seit Jahrhunderten als Abkürzung für "Christ" verwendet wird. Oft zusammen mit P, dem griechischen Rho, am bekanntesten in Form des sogenannten Konstantinischen Kreuzes (http://de.wikipedia.org/wiki/Konstantinisches_Kreuz). (Wobei die Abkürzung XP in letzter Zeit noch eine andere Bedeutung bekommen hat -- die allerdings um Nichts weniger mit beten zu tun hat als die alte. ;) )

Der langen Rede kurzer Sinn: "X-Mas" ist eine gebräuchliche Kurzschreibweise für "Christmas", wird trotzdem als "Christmas" ausgesprochen (genauso wie man "bzgl." nicht als "bzgl" und "usw." nicht als "usw" ausspricht), und selbst, wenn man aus unerfindlichen Gründen wirklich nur den Buchstaben statt des Wortes sagen wollte, wäre es "Chi-Mas". Es gibt kein iks-Mas!

Liebe Grüße, insbesondere an Bipa "We wish you a merry iks-Mas" Austria & Co
Birgit

Tuesday, November 18, 2008

"Der Amokläufer"

Ich hatte beschlossen, den besagten Film anzuschauen um herauszufinden, wie schlecht Computerspiele diesmal dabei wegkommen und welches der Hauptschuldige ist. (Mein Tipp ist natürlich Counter Strike.) Und schon nach den ersten 10 Minuten des Films juckt es mir in den Fingern, den Laptop zu zücken und das Ganze bösartig zu kommentieren.

Hauptdarstellerin. Die absolut makellos sympathische, freundliche Hauptdarstellerin leitet, in einem Cabrio fahrend, den Film ein. Der zukünftige Amokläufer, ein Schüler namens Frederik, hat den Bus verpasst und wird von ihr mitgenommen; er wird vorgestellt als freundlich, verschlossen, unauffällig. (Gut, genaugenommen weiß ich noch nicht mit Sicherheit, dass er der Amokläufer ist. Aber seien wir ehrlich, welchen anderen Grund gäbe es, einen einzelnen Schüler gleich in den ersten Minuten des Films dem Zuschauer zu präsentieren...) Schließlich bei ihrer Ankunft in der Schule noch ein nettes Begrüßungswort eines anderen Lehrers, womit wir auch wissen, wo wir die unvermeidbare Romanze zu erwarten haben.

Ansprache. Jeder schlechte in einer Schule spielende Thriller beginnt mit einer Ansprache des Direktors, in der die Worte "Werte", "Anerkennung, "Gemeinsinn" und "Leistungswille" natürlich nicht fehlen dürfen. Man spricht von der "orientierungslosen Gesellschaft" und der eigenen Insel der Seligeit in der Schule. Das von Klischees triefende Bild einer anständigen, rechtschaffenen, elitären Bildungsanstalt, in der alles in bester Ordnung ist. Der Direktor wirkt absolut souverän, die Zuhörerschaft absolut aufmerksam, kurz: Die ganze Szene absolut unrealistisch.

Deutsch und Musik. Die Hauptdarstellerin wird bei der Gelegenheit vorgestellt als neue Deutsch- und Musiklehrerin. Warum nicht zur Abwechslung einmal Mathe und Physik? Turnen und Religion? (Um die eigentlich rhetorische Frage gleich selbst zu beantworten: Ersteres wäre den Zuschauern weniger sympathisch, letzteres würde nicht so ernst genommen werden. Deutsch ist ein Hauptfach, das -- im Gegensatz zu Mathe -- im Allgemeinen neutral bis positiv besetzt ist, Musik eignet sich ideal um eine gewisse künstlerische Ader auszudrücken -- und, daraus laut allen Klischees brav folgend, hohe zwischenmenschliche Kompetenz.) Außerdem, man staune, gibt die neue Lehrerin einen neuen Nachmittagskurs: Bogenschießen. (Mal schauen, wozu das gut sein soll. Entweder, damit der Charakter zumindest ein bisschen mehr Tiefgang als eine Fußmatte hat, oder es wird im Laufe der Handlung noch einmal wichtig werden.)

Schulpsychologin. Eine etwas alternativ wirkende junge Frau, gelockte Haare, billige Glasperlenhalskette, leicht naiv dreinschauend -- kurz und gut: Das muss die Schulpsychologin sein! -- bekommt ein e-mail von "Fighter X". Neben einer netten Comicfigur mit Pistole, die mir nie im Leben einen so schockierten Blick wie den der Empfängerin entlocken würde, steht ein kurzer Text, rot auf schwarz. Das Nietzsche-Zitat ("Man muss der Menschheit überlegen sein durch Kraft, durch Höhe der Seele - durch Verachtung!") wird nur kurz eingeblendet, aber nicht vorgelesen. Der Rest ist mäßig kreativ und endet mit "Ich bin euer Vollstrecker.". Na gut, meinetwegen.

Erste Stunde. Die neue Lehrerin wird der Klasse vom Direktor vorgestellt, es wird kurz andiskutiert, warum der frühere Lehrer mitten im Schuljahr "aus gesundheitlichen Gründen" plötzlich nicht mehr da ist, ohne sich überhaupt von der Klasse verabschiedet zu haben. Im Hintergrund Musik, die wohl ein wenig unheimlich wirken soll. Die neue Lehrerin, wie könnte es anders sein, lässt die Sitzordnung sofort zu einem "großen Kreis um das Pult herum" umbauen. Dann gründet sie kurzerhand eine Band. (Kurz: 08/15 Prototyp der jungen Lehrerin mit dem alternativen Unterrichtsstil, der bei den Schülern so viel besser ankommt.)

Außenseiter. Um den Status von Frederik als Außenseiter gründlich zu unterstreichen, bedient man sich bei der Bandgründung aller Klischees, die aus drei Dutzend ähnlicher Filme schon bekannt sind. Klasse schließt Frederik bei Bandgründung aus, Lehrerin versucht alle einzubinden. Irgendwer schlägt vor, Frederik könnte doch Flyer und Logo entwerfen. Mit anderen Namen und Gesichtern könnte man die Szene 1:1 übernehmen in die letzte Verfilmung von "Die Welle".

Klasse. Insgesamt die übliche Zusammensetzung einer Klasse mit gerade einmal einer Handvoll Schauspielern mit Sprechrollen: Der Anführer und sein getreuer Adjutant (beide männlich), das Objekt der Begierde (weiblich), der von der Gruppe akzeptierte Streber (männlich, ärmellose Strickjacke, Hemd), die Vermittlerin (weiblich), die zwei Außenseiter (Frederik und ein Mädchen), der namenlose Rest. Natürlich dauert die Stunde genau fünf Minuten. ("... und was der Rest von euch macht, klären wir dann nächste Woche.")

Autopanne. Cabrio der neuen Lehrerin bleibt mitten Straße liegen. Sie steigt aus, geht völlig selbstverständlich zum Kofferraum und nimmt einen Benzinkanister heraus. (Wieviele Leute führen im eh schon zu kleinen Kofferraum eines Cabrios einen Benzinkanister mit??) Ihre zukünftige Romanze -- doch kein anderer Lehrer wie vorher vermutet, sondern ein Polizist -- fährt in diesem Moment vorbei, bleibt stehen, klebt ein Blaulicht auf sein Autodach (Wozu?) und holt nach kurzer Begrüßung ebenso selbstverständlich wie sie einen weiteren Benzinkanister aus seinem Auto. Er fängt an, den Treibstoff beim Cabrio einzufüllen. Natürlich ohne überhaupt überprüft zu haben, ob das Ding Benzin oder Diesel braucht. Nebenbei wird erörtert, dass er der Vater eines Schülers ist (der demnach sicher auf der Todesliste landen wird, der Spannung wegen).

Egoshooterspiele. Hah! Es hat fast 45 Minuten gedauert, aber endlich ist das Wort gefallen. Ohne genauere Bezeichnung allerdings. Counter Strike kommt wohl diesmal glimpflich davon.

Der Rest. Der restliche Film stellt sich als weniger katastrophal heraus, als man es nach den ersten 15 Minuten befürchten hätte können. Sogar mittelmäßig brauchbar. Fazit: Nichts, was ich empfehlen würde, aber wenn nichts Besseres läuft, würde ich auch nicht davon abraten. Nur die erste viertel Stunde sollte man am besten versäumen...

lG Birgit

Autumn leaves

Graz, Kaiser-Josefs-Platz, Mitte November. Dichtes Laub auf der Straße vorm Stadtpark. Ein kräftiger Windhauch, der die gelben Blätter aufwirbelt und in Richtung Bauernmarkt trägt. Jeder Strömungswechsel, jeder kleine Strudel, jeder Sog eines vorbeifahrenden Autos spiegelt sich in der Flugbahn der Blätter wieder, die über die Imbissbuden und Verkaufsstände hinweggeweht werden und dem Platz den Anschein geben, nur zufällig Ort dieses beeindruckenden Schauspiels zu sein.

Willkommen zu meinem blog! Aus Gründen des Umweltschutzes habe ich mich entschlossen, meine Philosophierereien über Gott und die Welt hier endzulagern, und vielleicht kann im Sinne des Recyclings ja wer was damit anfangen.

lG Birgit