Thursday, May 28, 2009

Wusstet ihr schon, dass OLPC kommunistisch und brandgefährlich ist?

Ich habe gerade Tränen gelacht bei diesem Artikel:
http://erratasec.blogspot.com/2008/01/why-olpc-promotes-terrorism.html

Besonders faszinierend finde ich die völlig mir neue Tatsache, dass C++ eine kapitalistische Programmiersprache sei, wogegen man Python dem linken Flügel zuzuordnen müsse. Aber auch, dass das Verteilen von Laptops in Afrika dem Verteilen von Maschinengewehren gleichkäme, finde ich interessant. (Argument, sinngemäß: Ein gewisser Prozentsatz jeder Bevölkerung ist bösartig, und wenn man allen Afrikanern Computer gibt, dann auch den bösen, die daraufhin diese Computer verwenden werden um die Computersysteme der USA zu hacken.)

Ich werde nicht viel dazu sagen, die Kommentare im blog dort sind lesenswert genug.

Ein Körnchen Wahrheit -- wenn auch ein winziges -- ist aber wohl doch enthalten: Das Projekt wird fast vollständig in Industrieländern entwickelt, die sich nie wirklich die Mühe gemacht haben, tatsächlich nachzufragen, was für ein Computersystem in afrikanischen Schulen tatsächlich benötigt wird, oder einen gründlichen Benutzertest durchzuführen. Sonst wären beispielsweise die Probleme mit dem Öffnen des Geräts viel früher in der Entwicklung aufgefallen.

lG Birgit

Wednesday, May 27, 2009

The Great Firewall of China

Hallo,

Aus aktuellem Anlass:
http://www.student.tugraz.at/birgit.v.schmidt/publications/GreatFirewallOfChina.pdf

Der Anlass besteht darin, dass ich mit diesen Folien einen knapp halbstündigen Vortrag über die Great Firewall of China halten werde im Rahmen der LV "Advanced Computer Networks". Wer sich dafür interessiert, ist am Freitag, dem 29.05.2009, um etwa 09:00 im Hörsaal i11 herzlich willkommen. (Genaue Uhrzeit hängt davon ab, wie lange die zwei Präsentationen vor mir dauern; geplant ist, dass ich um 09:15 anfange.)

lG Birgit

Thursday, May 21, 2009

Das ganze Internet

Aus der neuesten Werbung für 3 (Handytarif): "Das ganze Internet (15 GB) um 3 Euro!".

Kein weiterer Kommentar.

lG Birgit

Wednesday, May 20, 2009

Vier Lernspiele im Vergleich

Zeit für den versprochenen Vergleich von vier Lernspielen.

Adi Englisch 5. Schulstufe

Bei diesem Spiel geht es in erster Linie um einfache Grammatikübungen. Eine Übung besteht immer aus 5 Aufgaben. Wenn man mindestens 4 davon schafft, hat man die Übung "bestanden", das heißt, sie wird als geschafft markiert. Für die angegebene Altersstufe wird eine noch nicht bearbeitete Übung als ganzer Apfel angezeigt, eine versuchte Übung als angebissener Apfel und eine geschaffte Übung als Apfelbutzen. Die Übungen können in beliebiger Reihenfolge absolviert werden.

Mit jeder geschafften Übung sammelt man Punkte. Ab gewissen Punktezahlen werden dann diverse Spiele und Spielchen freigeschalten, most notably ein (sehr pixeliges) Adventure namens "Goblins".

Was man dabei lernt: Grammatik an Hand von Beispielen, ein paar Vokabel, es gibt auch einige listening/Video-Übungen. Bei Interesse kann man, soweit ich mich erinnern kann, auch Theorie-Kapitel anhören als Vorbereitung auf die Übungen (zB wenn man eine Übung auch beim fünften Anlauf noch nicht durch Versuch und Irrtum geschafft hat).

Möglichkeit zur Kreativität: Null.

Fazit: Sicher ein recht nettes Spielchen, bei dem man mit vielen vielen "Sehr gut!" und "Toll gemacht!" motiviert wird, auch die nächste Übung noch zu machen. Den tatsächlichen Lerneffekt halte ich teilweise für eher fraglich.

Dr. Brain und das verlorene Gedächtnis

Kontrastprogramm zum vorigen Spiel. Offiziell wird es als Lernspiel verkauft, ich würde es eher als Denkspiel bezeichnen. Es existieren nur 10 verschiedene Aufgabenarten (intern als "Spiele" bezeichnet), die verschiedene geistige Fähigkeiten trainieren, beispielsweise räumliches Denken und Merkfähigkeit. Auch eine Aufgabe zum Erlernen des Notenlesens gibt es, sowie -- mein persönlicher Favorit natürlich -- ein Programmierspiel.

Was man dabei lernt: Konkret nichts außer dem Lösen dieser 10 Rätselarten, aber im weiteren Sinne werden verschiedene Fähigkeiten trainiert.

Möglichkeit zur Kreativität: Null.

Fazit: Sicher ein gutes Denktraining für zwischendurch, das als Motivationsmittel natürlich ebenfalls mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen arbeitet.

GeographieTrainer

(Testversion der Nachfolgeversion auf http://www.geotrainer.de/beschreibung.php )

Und wieder ein Kontrastprogramm zu den beiden vorigen. Hier geht es ausschließlich um das Auswendiglernen von Staaten, Hauptstädten, Flüssen und dergleichen. Die Lernmethode ist dabei das wiederholte Abprüfen in verschieden schwierigen Prüfungsmodi. Es gibt keine expliziten positiven oder negativen Rückmeldungen, sondern einfach nur die Bewertung des Tests in Prozent. Die Leistungen werden allerdings aufgezeichnet, das heißt, man kann die Verbesserung gegenüber dem vorigen Durchlauf beobachten.

Jedenfalls habe ich auf diese Methode irgendwann die 50 Staaten der USA und die 52 Staaten von Afrika inklusive Hauptstädten gelernt. Wozu weiß ich nicht so genau.

Was man dabei lernt: Geographische Tatsachen, auswendig.

Möglichkeit zur Kreativität: Null.

Fazit: Wenn man es für sinnvoll hält, die Staaten der USA auswendig zu lernen, das richtige Programm. Ob man das für sinnvoll halten sollte, ist eine andere Frage...

Neopets

(http://www.neopets.com/)

Grob gesagt eine Internetversion von Tamagochi. Sehr grob gesagt. Mit über 25 Millionen Benutzern, durchschnittlich 14 Jahre alt, jedenfalls eine echte Multiplayer-Lernwelt. Spielgeld, sogenannte NeoPoints, können mit einer Vielzahl von Spielen verdient werden, von denen etliche einen Rätsel- oder Lerncharakter haben. Es ist nicht zwingend, alle Spiele jemals probiert zu haben; tatsächlich ist die Auswahl so groß, dass ich das für kaum möglich halte.

Mit den verdienten NeoPoints muss man dann Nahrung für seine virtuellen Haustierchen kaufen, die je nach Ernährungsstand zwischen satt und verhungernd sind. Ganz konsequent war man dann allerdings doch nicht mit dem Realismus in Sachen Verantwortungsgefühl -- mein Tigerchen ist glaube ich seit zwei Jahren konstant am Verhungern, weil ich so selten eingeloggt bin.

Daneben gibt es -- immerhin ist das ganze ja ein Multiplayer-Spiel -- einen ganzen Haufen an Interaktionsmöglichkeiten zwischen Spielern, vom Marktplatz bis zum Chat. Ganz zu schweigen natürlich vom Vergleich von Highscores.

Was man dabei lernt: Das kommt sehr darauf an, wie man die Sache angeht und welche Spiele man spielt. Meine zwei Favoriten sind Typing Terror (Maschinschreiben) und Maths Nightmare (Kopfrechnen).

Möglichkeit zur Kreativität: Beschränkt. Man hat zwar die Wahl, welche Spiele/Aktivitäten man wie intensiv betreiben möchte, letztlich sind die Optionen aber auch dafür fix vorgegeben.

Fazit: Eines der derzeit am aktivsten genutzten Online-Lernspiele, im Großen und Ganzen kinderfreundlich und vollständig jugendfrei, leider aber etwas sehr von Werbung verseucht. Nett für zwischendurch, aber leider meiner Meinung nach auch mit einem gewissen Suchtpotential, das unter anderem dazu geführt hat, dass die Betreiber die Anzahl der Spiele, die man pro Tag spielen kann, limitiert haben. Insgesamt würde ich das Ding bestenfalls bezeichnen als mit Vorsicht zu genießen.

lG Birgit

TU Graz gibt email-Adressen weiter

Heute fand ich in der announce-mailbox folgendes nette email (hier leicht gekürzt):

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Sehr geehrte Studierende,

in den naechsten Tagen werden Sie ein E-Mail in nachfolgender Art
bekommen.
Da es immer wieder Diskussionen gibt, wie externe Organisationen
zu den Adressen kommen, zur Erklaerung:
Die TU Graz wurde (wie alle anderen Universitaeten) vom Ministerium
aufgefordert die E-Mail-Adressen der Studierenden fuer diese Umfrage
zur Verfuegung zu stellen.

MfG

-----------------------------------------------

Liebe Studentin, lieber Student!

Das Institut für Höhere Studien (IHS) führt im Auftrag des
Wissenschaftsministeriums (BMWF) eine Befragung zur sozialen Lage der
Studierenden durch. Diese Studie gibt es regelmäßig alle 3 Jahre, um
Daten zur Studien- und Lebenssituation von Studierenden, ihre
Zufriedenheit bzw. ihre Probleme zu erhalten. Die Ergebnisse
unterstützen die Arbeit der Hochschulpolitik, der ÖH und der einzelnen
Hochschulen.

Wir bitten Sie, sich an der Umfrage zu beteiligen!
Hier kommen Sie zum Fragebogen:
https://www.sozialerhebung.at/uc/sola09/?code=[code]

(...)

Nähere Informationen zur Studierenden-Sozialerhebung 2009 und die
Ergebnisse der letzten Befragungen finden Sie unter
www.sozialerhebung.at. (...)

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!
======================================

Okay, das Ministerium (welches überhaupt?) hat die TU also aufgefordert, die email-Adressen der Studenten herzugeben. Mit welchem Recht eigentlich, wo doch die Universitäten seit dem Universitätsgesetz unabhängig sind?

Davon abgesehen frage ich mich, wie das Ministerium auf die seltsame Idee kommt, die email-Adressen aller österreichischen Studierenden an irgendwelche wildfremden Firmen weiterzugeben. Outsourcing ist ja recht in im Moment, aber nichtsdestotrotz finde ich, dass so eine Aufforderung zur Teilnahme an so einer Umfrage gefälligst den offiziellen Weg zu gehen hat, nämlich Umfragefirma --> Ministerium --> Universität --> Student. Dadurch kann die Firma ebenfalls alle Studenten erreichen, ohne aber ihre email-Adressen zu erfahren. Dass stattdessen aus reiner Bequemlichkeit meine email-Adresse einfach ohne mein Einverständnis weitergegeben wird, finde ich nicht okay.

lG Birgit

Wednesday, May 13, 2009

Lernen = Spielen

Hin und wieder, selten aber doch, gibt es sie, die Tage, an denen ich mich hemmungslos der Regression hingebe, sämtliche Ernsthaftigkeit über Bord und ADI Junior Englisch für die 5. Schulstufe auf den Computer werfe -- ich habe keine Ahnung, warum ich das Ding überhaupt besitze, ich war eigentlich immer recht gut in Englisch --, und mich wie ein kleines Kind drüber freue, wenn ich weiß, dass es nicht "Their is milk in there coffee." heißt. (Immerhin ist das mehr, als manche englischsprachigen Forenbenutzer von sich behaupten können.)

Der wesentlichen Teil des vorigen Satzes: "wie ein kleines Kind". Wie gehen Kinder denn tatsächlich mit dieser vielen für sie entworfenen Lernsoftware um? Besteht da die gleiche Begeisterung? Manchmal hat man ja eher den Eindruck, dass die Firmen, die diese Lernspiele herstellen, als primäre Zielgruppe die Eltern sehen. Die das Programm ja auch letzlich kaufen, dem Nachwuchs dann vorsetzen und meinen, davon würden die Schulleistungen besser. Ob Kinder diese Spiele tatsächlich immer haben wollen? Und ob die Schulleistungen dadurch besser werden?

Zu ersterer Frage: Ich kenne nicht genug Beispiele um sagen zu können, wie Kinder im Allgemeinen solche Lernspiele sehen. Mir haben sie immer viel Spaß gemacht. (Letzlich geht ja doch nichts über billige Erfolgserlebnisse.) Der wesentliche Unterschied zwischen Schule (die von vielen Kindern recht negativ empfunden wird) und solchen Lernspielen ist, dass ein (gut gemachtes) Lernspiel nie negativ motivieren wird. Ein Lehrer kann sagen: "Wenn du das nicht lernst, wirst du die Schularbeit verhauen." Wenn ein Computerspiel das sagt, hat es einen Benutzer weniger. Dort heißt es schlimmstenfalls: "Oh, leider hast du das diesmal nicht geschafft. Versuch es doch noch einmal!" Ob das jetzt ein Vorteil von Lernspielen oder die Idiotie an unserem Bildungssystem ist, ist eine andere Frage. Ich glaube jedenfalls, dass Kinder gerne Dinge tun, die eigentlich nur positiv für sie ausgehen können, und dass diese Lernspiele deshalb gut aufgenommen werden.

Die andere Frage, nämlich ob man dabei tatsächlich was lernt: Irgendwas sicher, wenn auch meiner Ansicht nach weniger selbstständiges Denken, als wünschenswert wäre. Vier Lernspiele, die ich selbst recht gut kenne, werde ich nächste Woche vorstellen. Bei allen vieren ist die Aufgabe recht fix vorgegeben, denken abseits des vorgegebenen Pfades ist nicht erwünscht und/oder nicht möglich. Und ein bisschen schiebe ich das der Faulheit und mangelnden pädagogischen Ausbildung der Programmierer in die Schuhe. Ich glaube, es wäre wünschenswert, wenn Lernspiele wesentlich interaktiver wären -- und nicht de facto nur Abprüfen von Wissen in bunter Verpackung.

lG Birgit

Tuesday, May 12, 2009

Die Kundendaten für Mai sind da!

Die aktuellsten Kundendaten (mit denen ja bekanntlich ein reger Handel zwischen verschiedenen Firmen und CallCentern getrieben wird) sind da! Woher ich das weiß? Weil seit zwei Tagen bei mir dauernd das Telefon klingelt.

13:48: "Grüß Gott, Markus Maier hier von der Integral Markt- u MeinungsforschungsgesmbH, spreche ich mit Frau Dr. Andrea Schmidt?" -- "Nein." -- "Ja grüß Gott Frau Dr. Schmidt, schön dass ich mit Ihnen spreche, hätten Sie ein paar Minuten Zeit um ein paar Fragen zu beantworten?"

14:56: "Guten Tag Frau Dr. Schmidt, hier ist Andreas Huber von News, Sie haben einmal Woman getestet, möchten Sie vielleicht für vier Wochen gratis News testen, das Abo endet dann automatisch und Sie müssen sicher nichts zahlen." -- "Nein." -- "Stimmt Ihre Adresse noch Frau Dr. Schmidt, Plüddemannstraße 1?" (Mit diebischem Vergnügen antworte ich "ja" -- wenn sie mich schon in ihrer Datenbank drin haben, dann wenigstens mit falschen Daten.)

17:32: "Guten Abend Frau Dr. Schmidt, Maria Moser hier von der Presse, möchten Sie die Presse vier Wochen gratis testen?" -- "Darf ich fragen, woher Sie meine Nummer haben?" -- "Sie haben bei uns wahrscheinlich schon einmal ein Testabo gehabt oder bei einem Gewinnspiel mitgemacht." -- "Das glaube ich nicht, unter diesem Namen wohnt nämlich seit 20 Jahren niemand mehr hier. Ich glaube eher, dass diese Nummern automatisch aus dem Telefonbuch extrahiert werden oder sowas." -- "Nein, sicher nicht, das können wir uns als seriöse Zeitung ja gar nicht leisten, das wäre ja illegal." -- "Fürwahr."

Insgesamt sind auf meiner Anrufliste in den letzten zwei Tagen nicht weniger als acht unerwünschte Anrufe verzeichnet, sieben davon mit unterdrückter Nummer. (Immerhin wissen diese CallCenter mittlerweile, wie grenzlegal sie unterwegs sind.)

Wem ich dieses Gesprächsaufkommen zu verdanken habe, weiß ich nicht. Möglicherweise tatsächlich irgendeinem Gewinnspiel, das jemand aus meiner Familie ausgefüllt hat, wahrscheinlicher aber einfach einer aus dem Telefonbuch genommene Nummer, oder uralten Kundendaten irgendwelcher Firmen die nun doch noch zu Geld gemacht wurden. Wie auch immer, klar ist, dass mit diesen Daten wunderbar Geld zu verdienen ist, und der Handel damit blüht. Viele dieser Werbeanrufe haben daher meiner Meinung nach nicht einmal mehr das Ziel, tatsächlich Produkte zu verkaufen, sondern nur aktuellere Daten zu sammeln um diese dann wieder teuer an das nächste CallCenter weiterverkaufen zu können.

Und das ist auch die einzige Erklärung, die mir einfällt für diesen vor einiger Zeit empfangenen Anruf:
[Handy läutet, Nummer unbekannt]
B: "Ja, hallo?" (Ich sage bei unbekannten Nummern fast nie gleich den eigenen Namen.)
A: "Hallo Birgit!"
B: "Hallo... ?"
A: "Servas, ich bin's, der Mario."
B: "Jjjjjjaaaaa.... ?"
A: "Weißt eh, von der Disco!"
B: "Ööeeehm... Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in Österreich in einer Disco. Ich glaube also nicht, dass ich dich aus einer Disco kenne..."
A: "Nicht? Ich hab deine Nummer eingespeichert als 'Birgit MCM', das ist doch diese Disco, oder? Bist dir sicher, dass du nicht schon einmal dort warst?"
B: "Ganz sicher."
A: "Witzig, woher hab ich dann deine Nummer?"
B: "Das frag ich mich auch, ja."
A: "Wie heißt denn du mit Nachnamen?"
B: "Weiß nicht, ob ich gewillt bin, das zu verraten... Könnte es vielleicht sein, dass du mich vom Studium kennst? Was studierst denn du?"
A: "Nein, glaub ich nicht. Aber weißt was, kannst mir einfach einmal ein Foto von dir schicken, vielleicht fällt's mir dann wieder ein..."

lG Birgit

Sunday, May 10, 2009

RFID am Joghurtbecher

Wie sich inzwischen ja allgemein herumgesprochen hat, scheint der Trend eindeutig in die Richtung zu gehen, dass in ein paar Jahren jeder Joghurtbecher einen RFID-Chip drauf kleben hat zum schnelleren Auslesen an der Kassa. Beispielsweise müssen dann nicht mehr alle Produkte einzeln über die Kassa gezogen werden, sondern man fährt einfach mit dem Einkaufswagen durch das Lesegerät (so ähnlich wie die am Ausgang) und erfährt den Betrag.

Natürlich ist das eine enorme Arbeitserleichterung, und ich kann gut verstehen, warum es sich so durchsetzt.

Ein deutsches Journalistenteam (zu sehen gewesen in "Der gläserne Deutsche", ZDF, 07.04.2009, 23:30 - 00:15) hat jetzt allerdings, zusammen mit ein paar Technikern, die Probe aufs Exempel gemacht. Mit dem interessanten Ergebnis, dass es mit der heutigen Technik problemlos möglich ist, diese Chips auch auf ein paar Meter Entfernung auszulesen. Beispielsweise von einem Auto aus, das in der Nähe eines Geschäftsausganges geparkt ist. Ein konkurrierender Supermarkt könnte so zum Beispiel problemlos überwachen, was bei einem Geschäft an einem Tag so alles über die Kassa geht. Auch für Marktforscher ist die Sache natürlich interessant.

Und selbstverfreilich für Leute, die eine bestimmte Person überwachen wollen. Mit einem halbwegs dicht gestreuten Netz von RFID-Scannern -- das ja de facto existiert, immerhin hat fast jeder Supermarktausgang mittlerweile einen -- kann man eine Person so lange verfolgen, bis sie mit dem Produkt daheim angekommen ist. Oder man kann das auch generell anlegen. Die Kombination Haarshampoo+Putzmittel+Computermagazin könnte zum Beispiel nach einem Einkauf durchaus eindeutig genug sein um zumindest zu vermuten, dass es sich beim Auftauchen der gleichen Kombination am Lesegerät vom Nachbargeschäft um die gleiche Person handelt. So könnten zum Beispiel in Einkaufszentren ganz nebenbei Bewegungsprofile der Käufer erstellt werden.

Übrigens gibt es auch schon Gegenmaßnahmen: Ein RFID-Blocker verhindert das ordnungsgemäße Aussenden des Codes. (http://www2.computerwelt.at/detailArticle.asp?a=80859&n=3) Live erleben kann man die Dinger zum Beispiel bei Kastner, wo sie nach dem Kauf über den RFID-Chip drübergeklebt werden, damit das Diebstahlwarngerät am Ausgang nicht Alarm schlägt. Es ist aber auch möglich, ganze Einkaufstaschen zu schützen. Die man dann dafür natürlich an der Supermarktkasse wieder auspacken muss. Aber man kann wohl nicht alle Vorteile gleichzeitig haben.

lG Birgit

OMEGA

Erstmals einem Multiplayer-Lernspiel für Kinder über den Weg gelaufen bin ich vor ein oder zwei Jahren bei einem Programmierwettbewerb in Prag. Das Projekt hieß OMEGA (Online Multiplayer Educational GAme) und hatte den zweiten Platz beim slovakischen "Imagine Cup 2007", einem Programmierwettbewerb für Studenten, belegt.

Ich kann mich leider nicht mehr an viele Details der Präsentation erinnern, die in einem großen Hörsaal vor allen etwa 200 teilnehmenden Studenten stattgefunden hat, aber ich werde versuchen zu erzählen, was ich noch weiß.

Der Spieler (bzw. die Spielerin, wir wollen ja politisch korrekt sein) steuert einen Avatar durch eine quasi-dreidimensionale Spielwelt und muss dabei verschiedene Rätsel lösen und Lernspiele bestehen. Außerdem können mit den Lernspielen Punkte verdient werden, die dann wieder für Gegenstände und Erweiterungen ausgegeben werden können. Das Spiel ist gedacht für Kinder zwischen 5 und 10, die Aufgaben kommen entsprechend aus den Bereichen Rechnen, Lesen, Schreiben und Musizieren und dauern normalerweise nicht länger als ein paar Minuten.

Der Spieler kann dabei selbst wählen, wo er hingeht und welche Aufgaben er lösen möchte. Natürlich kommt man angewisse Orte nur, wenn man brav die dazugehörigen Aufgaben besteht. Die Maya-Ruine erforschen kann man zum Beispiel nur, wenn man die Mathe-Rätsel darin knackt. Und so weiter.

Von der Präsentation selbst erinnere ich mich leider nur noch an zwei Sachen im Detail: Einerseits ein Musikspiel. Aufgabe: Spiele oder singe diese Noten nach. Woraufhin der Programmierer ein Mikro neben den Laptop gestellt und eine Blockflöte gezückt hat, und sein Bestes gab. (Gesprochener) Kommentar des Computerspiels danach, in einem sehr lustigen englischen Akzent: "You still have to train a lot.". Andererseits erinnere ich mich noch lebhaft an die Spielsequenz, wo der Spieleravatar aus einer dunklen Seitengasse von einer zwielichtigen Gestalt angesprochen wurde mit den Worten "I have a very good game for you. Do you want to try?" -- und dass ein ganzer Saal voller Studenten gelegen ist vor Lachen, brauche ich wohl nicht hinzuzufügen.

Ich finde den Ansatz des Ganzen jedenfalls sehr gelungen. Das Lernen verliert den negativ besetzten Charakter. Es ist zum Beispiel generell nie von Übungen sondern ausnahmslos nur von Spielen die Rede. Die Belohnung durch Punkte ist ein zusätzlicher Anreiz. Das Lernen passiert dann ganz nebenbei.

Bei dieser konkreten Umsetzung bin ich zwar nicht 100%ig davon überzeugt, wie geeignet sie für die Zielgruppe der Fünf- bis Zehnjährigen ist. Aber ich kenne einen ganzen Hörsaal voller Studenten, die seit zwei Jahren darauf hoffen, das Ding endlich in die Finger zu bekommen. ;)

lG Birgit

(To be continued.)

Sunday, May 3, 2009

Interview mit Herrn Negroponte

Auf
http://videoflaneur.blogspot.com/2008/03/o-dollar-laptop-comes.html
ist ein recht interessantes Interview mit Herrn Negroponte zu finden. (Ohne tatsächliche Quellenangabe allerdings, also bin ich nicht ganz 100%ig von der Authentizität desselben überzeugt. Aber interessant ist es allemal.)

Ein paar Kommentare zu den wichtigsten Punkten:

* "Spätestens wenn Kinder acht oder neun Jahre alt sind, geben wir Erwachsenen ihnen ja schon unsere Handys oder Smartphones, damit sie uns helfen, herauszufinden, wie diese Geräte funktionieren." Wohn wahr, wohl wahr. Ich zweifle absolut nicht daran, dass Kinder in der Lage sind, den Umgang mit einem Computer recht zügig zu erlernen. Allerdings ist das im Grunde genommen noch kein Argument dafür, dass sie auch mit dem Computer etwas lernen werden. Kindern einfach einen Laptop in die Hand zu drücken und zu glauben, dass dadurch Bildung entsteht, ist zu optimistisch. Dadurch entsteht zunächst einmal nur Wissen über den Umgang mit Computern. (Glücklicherweise ist Herr Negroponta da derselben Meinung.)

* "In Nigeria sollen wütende Menschen schon Rechner verbrannt haben, nachdem Pornobilder darauf angeschaut worden sein sollen. Schadet der Laptop damit westlicher Hilfe nicht mehr als das er nutzt?" Bei dieser Frage kommt mir der Zusammenhang schon ein bisschen sehr weit hergeholt vor. Davon abgesehen glaube ich, dass es Dinge gibt, die der Akzeptanz von westlicher Hilfe wesentlich mehr schaden. Beispielsweise, dass die Leute in besagten Ländern ja auch nicht dumm sind und durchaus mitbekommen, dass sie vom Westen im Allgemeinen ausgenommen werden wie eine Weihnachtsgans und die Industriestaaten überhaupt kein Interesse daran haben, Afrika auch nur eine realistische Chance auf die Entwicklung einer lebensfähigen Wirtschaft zu geben. Wogegen glaube ich auch in Afrika durchaus bekannt ist, dass derartige Hilfsprojekte von einer wohlmeinenden Minderheit organisiert und finanziert werden, die halt hin und wieder einmal irren kann, aber es im Grunde genommen gut meint. Das kann man von vielen anderen sogenannten "Projekten", die westliche Länder in Afrika veranstalten, nicht behaupten.

* "100 Dollar sind abschreckend. Unser Rechner sollte und wird ein Null-Dollar-Laptop sein." Glaub ich aufs Wort. Aber nur, weil keine Zeitspanne dabeisteht, bis wann das der Fall sein wird. ;)

lG Birgit

ePortfolios für Schüler

Zur Abwechslung einmal ein Thema, das zu OLPC und Privatsphäre passt:

Man gehe auf
http://www.borg-birkfeld.at/e-portfolio/
und klicke sich einmal durch die sogenannten Schüler-ePortfolios. Insbesondere die Lebensläufe derselben.

Die besagte Seite wurde mir vor kurzem ganz stolz präsentiert mit dem Vermerk, wie viele der SchülerInnen inzwischen schon so ein ePortfolio angelegt haben.

Name, Adresse und Geburtsdatum findet man sowieso von fast allen SchülerInnen, von den meisten zusätzlich Geschwister, Eltern, Schullaufbahn und Hobbies. Referatsmitschnitte. Stimmaufzeichnungen. Fotos. Schularbeiten. Selbstevaluierungen. Noten.

Beispielsweise kann ich als völlig schulfremde Person herausfinden, dass Nadine R. seit 10 Jahren eine Ballett-Ausbildung macht, Doris G. römisch-katholisch ist, Tanja D. drei Schwestern namens Claudia (1986), Nicole (1991) und Nadine (1995) hat, und Lena Anna Maria W. am 18.03.1993 in Oberwart geboren ist. Was ich schon aus Datenschutzgründen höchst bedenklich finde, aber der ganz zynische Teil von mir ist fest davon überzeugt, über kurz oder lang die folgende Zeitungsschlagzeile zu lesen: "Kinderschänder suchte seine Opfer über die Schulhomepage aus".

Und angesichts der Tatsache, wie sehr man momentan versucht, Kindern den vorsichtigen Umgang mit der eigenen Privatsphäre in sozialen Netzwerken wie SchülerVZ beizubringen, finde ich es absolut unverantwortlich, Minderjährige dazu anzuregen, persönliche Daten von sich im Internet zu veröffentlichen.

Was meint ihr dazu?

lG Birgit

P.S.: Falls eine der vier genannten jungen Damen über diesen Artikel stoplert und möchte, dass ich die Informationen über sie lösche, werde ich das natürlich tun. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass alle besagten Daten sowieso schon Google-indiziert sind, somit selbst wenn sie allen Homepages gelöscht werden noch für mehrere Monate im Google-Cache verfügbar bleiben, und generell Informationen sobald sie einmal im Internet gelandet sind meistens nicht mehr leicht zurückzunehmen sind.