Was für ein Problem hat Österreich?

Natürlich kann ich's nicht lassen, zur aktuellen Debatte, ausgelöst von dem Interview mit dem türkischen Botschafter Kadri Ecved Tezcan, auch meinen Senf dazuzugeben.

Mein Kommentar, in drei Worten:
Recht hat er.

Also, vielleicht nicht ganz, irgendwo in der Hälfte des Interviews ist der Tonfall schon ein bissl in den nicht mehr diplomatischen Bereich abgeglitten. Vielleicht klingt er auch ein bissl verbittert.

Aber ungeachtet des Tonfalls finde ich, dass wir uns als Österreicher schon eine Frage stellen sollten: Wenn jemand, der in seiner 37-jährigen politischen Laufbahn insgesamt 7 Jahre in Polen, 4 Jahre in Ungarn, 6 Jahre in Deutschland und 3 Jahre in Azerbaijan gelebt hat, kurz: der aus nächster Nähe gesehen hat, wie Integration in anderen Ländern funktioniert, nach Österreich kommt und nach einem Jahr in Wien sagt: "Leute, bei euch läuft was falsch." -- sollten wir so eine Kritik dann nicht sehr, sehr ernst nehmen?

Ich hab bei unserer Politik immer ein wenig das Gefühl, dass alle Diskussionen in diese Richtung abgetan werden mit "Jaja, wir wissen eh, dass wir Probleme haben, aber besser geht's halt nicht.". Wenn diese Probleme aber eine derartige Naturkonstante wären, die es sowieso immer und überall gibt und die völlig unvermeidbar ist, dann wäre jemand, der 20 Jahre in anderen Ländern im Ausland gelebt hat, daran doch längst gewohnt und wäre nicht derart negativ überrascht ausgerechnet über die Situation in Wien.

-- Birgit