Friday, March 20, 2009

Tafelklassler 2036

Und dann ist noch der Impulstext zu OLPC fällig. Wobei ich hier vielleicht vorher erklären sollte, worum's überhaupt geht.

OLPC steht für "One Laptop Per Child", also "Ein Laptop pro Kind". Grob gesagt ist das Ziel, jedem Kind einen Laptop zur Verfügung zu stellen, und diese Geräte auch im Unterricht zu nutzen. Ursprünglich richtete sich das Projekt in erster Linie an Kinder in Entwicklungsländern, aber auch Industriestaaten nehmen mittlerweile Teil und statten manche Projektvolksschulklassen mit solchen Geräten um rund 100 Euro pro Stück aus.

Mehr Informationen findet man hier und hier.

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Tafelklassler 2036

Prüfend betrachtete ich den Laptop, den ich für den ersten Schultag meines Sohnes Max kaufen wollte. Ich hatte ein relativ robustes Modell gewählt, das in der Schultasche nicht knicken würde und auch den einen oder anderen Kratzer wegstecken sollte. Mit etwa 4 Euro war es zwar nicht das billigste Exemplar, aber immerhin sollte es dafür zumindest ein halbes Jahr halten.

Und noch länger, denn schließlich wollte ich die ersten Schullaptops meiner Kinder ja sammeln. Ich verstand nicht, wie meine beste Freundin Marie es fertig brachte, die nicht mehr verwendeten Schulsachen ihres Nachwuchses einfach wegzuwerfen.

Ich erinnerte mich noch gut an meinen eigenen ersten Schullaptop, den ich in der ersten Klasse Volksschule bekommen hatte. Und der nach wie vor am Dachboden lagerte. Das war damals noch ein klobiges Gerät, das eine Tastatur hatte, fast 1kg wog und an die 100 Euro teuer war. Maximilians neuer Laptop dagegen war etwa 3mm dick und mit 120g Gewicht schon recht schwer für ein modernes Gerät. Die Tastatur-Funktion konnte man mit dem Touch-Screen emulieren, aber ich bezweifelte, dass er das jemals benötigen würde.

Ich legte das etwa A5-große Gerät vorsichtig in meinen Einkaufswagen und fügte ein paar Stifte hinzu. Für die ersten Schreibversuche meines Sohnes wählte ich einen speziell für Kinderhände gebauten schwarzen Schreibstift, und zusätzlich suchte ich für ihn einen gelben Stift und einen Multifunktionsschreiber aus.

Auch an meinen ersten Computer mit Eingabestift erinnerte ich mich noch gut. Ganz abgesehen davon, dass die Handschrifterkennung damals noch in den Kinderschuhen steckte, war der "Stift" ein unhandliches, völlig unergonomisches Etwas, das aus unerfindlichen Gründen zusammen mit dem Computer ausgeliefert wurde und dessen Farbe man entgegen jeder Intuition am Computer umstellen musste. Heute wurden Stifte und Laptops natürlich getrennt verkauft, und die Stiftfarbe stellte man bequem direkt am Stift um, wobei die Benutzeroberfläche dafür von Stift zu Stift variierte. Für Kinder fand ich aber die billigeren einfarbigen Stifte einfacher zu bedienen -- und wenn man wirklich eine andere Farbe brauchte, konnte man die immer noch am Laptop umstellen. Schließlich erkannte der den Stift ja auch an seiner eindeutigen Identifikationsnummer.

Zum Schluss schob ich meinen Einkaufswagen noch an der Bastelabteilung vorbei, um Schere, Kleber und Papier für den Werkunterricht zu kaufen. Und einen neuen Zeichenlaptop für meine dreijährige Tochter Melanie mitzunehmen, nachdem der alte versehentlich in der Waschmaschine gelandet war. Vielleicht auch noch einen Musiklaptop? In der Kinderabteilung waren die gerade im Sonderangebot um 3 Euro.

Meine ältere Tochter Martha kam gerade mit ihrem Einkaufskorb um die Ecke. Mit 12 Jahren hatte sie ihre Schulsachen natürlich schon selbst aussuchen dürfen. Ich warf einen prüfenden Blick auf ihre Einkäufe. "Warum brauchst du heuer vier Laptops?", fragte ich sie. "Naja, einen normalen halt, und für Informatik brauchen wir einen speziellen mit einer Hardware-Debugging-Schnittstelle oder so, das erklärt er uns erst, und für Musik und Englisch und Chinesisch brauchen wir einen mit Sprachverarbeitungsmodul und Lautsprecher und Mikrofon, das ist der große schwere," wobei sie auf ein vielleicht einen halben Kilo schweres Ding zeigte, "und für das Projekt sollen wir uns einen kaufen, den wir dann dort fix einbauen."

"Na gut," seufzte ich und warf noch einen zweiten Blick auf ihre Einkäufe. "Und wozu brauchst du das Heft und die Füllfeder?" -- "Aber Mama," erinnerte sie mich tadelnd, "ich hab dir doch erzählt, dass wir heuer im Kunstunterricht Kalligraphie lernen. Du weißt schon," fügte sie erklärend hinzu, "schreiben ohne Computer."
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lG Birgit

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