Thursday, March 19, 2009

Was Kondome mit Zebrastreifen gemeinsam haben

Kondome können nach Ansicht von Papst Benedikt XVI. das Aids-Problem nicht lösen. "Man kann das Aids-Problem nicht durch die Verteilung von Kondomen regeln. Ihre Benutzung verschlimmert vielmehr das Problem", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche(...). [1]

Statt der Verwendung von Kondomen setzt das Kirchenoberhaupt ausschließlich auf "eheliche Treue"... und das im 21. Jahrhundert.

Dass die Kirche nach wie vor die Verwendung von Kondomen aus verschiedensten mir schleierhaften Gründen ablehnt, will ich jetzt gar nicht diskutieren. Aber diesmal wird ja nicht mit irgendwelchen religiösen Gründen argumentiert, sondern damit, dass Kondome das Problem angeblich verschlimmern würden.

Das Argument, auf das dieses neueste Zitat hinausläuft, ist glaube ich das, dass Leute, sobald sie glauben, dass etwas sicher ist, sofort unvorsichtiger werden.

Was natürlich nicht ganz falsch ist. Ja, es gibt Leute, die schneller in die Kurve fahren, wenn sie ABS eingebaut haben. Ja, es gibt Leute, die ohne zu schauen über den Zebrastreifen gehen, weil sie sich einbilden, dass ihnen dort ohnehin nichts passieren kann. Ja, es gibt Leute, die einen Selbstverteidigungskurs gemacht haben, und sich danach für unbesiegbar halten und glauben, mitten in der Nacht durch dunkle Parks strawanzen zu müssen.

Trotzdem kommt seltsamerweise keiner auf die Idee, ABS wieder abschaffen zu wollen und stattdessen niedrigere Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuführen. Oder Zebrastreifen abzuschaffen und stattdessen die Fußgänger dazu anzuhalten, vorm Überqueren der Straße nach links und rechts zu schauen. Oder Selbstverteidigungskurse zu verbieten und stattdessen dunkle Parks besser zu überwachen.

Nicht, dass Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Vorsicht beim Überqueren der Straße oder besser überwachte Parks ein Schaden wären, im Gegenteil. Aber deswegen schafft man doch nicht andere ebenfalls sinnvolle Maßnahmen wieder ab. Und ABS und Zebrastreifen und Selbstverteidigungskurse sind sinnvoll. Selbst wenn es immer wieder ein paar Leute gibt, die Sicherheitsmaßnahmen falsch verstehen und unvorsichtig werden, insgesamt hat jede dieser Maßnahmen sicher mehr Unfälle verhindert als bewirkt.

Ebenso sind natürlich Kondome natürlich nicht das Allheilmittel gegen AIDS. Insbesondere dann nicht, wenn die Verteilung nicht auch mit entsprechenden Bildungsmaßnahmen gekoppelt ist. Ich könnte mir schon vorstellen, dass einige Menschen in Afrika die Dinger für sowas wie Geistertotems halten, mit ein paar bunten Schnüren und Perlen verziert übers Bett hängen, und dann glauben, dadurch sind sie vor AIDS geschützt. (Um ehrlich zu sein, traue ich das auch einigen europäischen und amerikanischen Jugendlichen zu.)

Sicher hilft auch eheliche Treue, die Verbreitung von AIDS in Afrika einzugrenzen. Aber Betonung auf "auch". Dieses entweder-oder ist einfach sinnlos.

lG Birgit

[1] http://www.tagesschau.de/ausland/papstafrika100.html

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