Monday, December 28, 2009

ErbsenzählerInnen

Ich muss einfach, Weihnachtsfriede hin oder her, meinen Senf dazugeben zu http://salzburg.orf.at/stories/412485. Kurzfassung: Unternehmer wurde verwarnt, weil er nach einer Schneiderin sucht, statt geschlechtsneutral nach einem/einer SchneiderIn. Er sagt, er will aber tatsächlich nur eine Frau haben. Gleichbehandlungsanwältin findet das diskriminierend.

Ich erzähl einmal, wie dieselbe Geschichte -- Unternehmer möchte unbedingt weibliche Verkäuferin/Angestellte/... einstellen -- anderswo abläuft: Da wird das brav geschlechtsneutral ausgeschrieben, man lädt auch brav männliche und weibliche BewerberInnen ein -- und zufällig ist dann halt eine Frau am besten qualifiziert. Passt am besten ins Team. Irgendsowas.

Ist es mir da nicht zehn Mal lieber, wenn jemand einfach sagt, was er will, und seine Stellenausschreibung entsprechend formuliert? Ist was Schlimmes daran, wenn man explizit männliche oder weibliche BewerberInnen sucht, solange das nicht von Bedenken über die besseren oder schlechteren Qualifikationen und Fähigkeiten herrührt, sondern, so wie in diesem Fall, schlicht und einfach an den Erwartungen der Kunden liegt? Ich frag mich sowieso immer, wie Bordelle diese ganzen Gleichbehandlungsklauseln umgehen...


Übrigens glaube ich, dass die VertreterInnen der Gleichbehandlungsanwaltschaft diesen konkreten Fall vermutlich genauo sehen würden. Das Inserat mag auf den ersten Blick natürlich einen schlechten Eindruck gemacht haben, aber bei genauerer Betrachtung der Umstände finde ich daran nichts auszusetzen. Aber natürlich würde das bedeuten, einen Fehler zuzugeben, und darum wird jetzt stattdessen mit teilweise völlig aus der Luft gegriffenen Argumenten zurückgeschossen. "Auf Kundinnenwünsche ist generell nicht Rücksicht zu nehmen." ist ja ein selten dämliches Argument.

lG Birgit

P.S.: Und zu dem Vergleich mit den Gynäkologen -- "(...)
80 Prozent der Stellen [sind] durch Männer besetzt. Das stört in der Öffentlichkeit auch niemanden." -- möchte ich noch sagen: Doch. Mich stört es. Ich bin da nämlich ausgesprochen diskriminierend und gehe nur zu den 20% Gynäkologinnen. Diskriminierend? Ja. Mein gutes Recht? Ich denke schon.

6 comments:

  1. Gebe dir Recht, ja. Völliger Scheiß. Und mich als Frau würde es, glaube ich, auch stören, zu einem GynäkologEN zu gehen...

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  2. Und umgekehrt verstehe ich auch nicht den angeblichen Bedarf nach UrologINNEN...

    lG Birgit

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  3. Ach, manche Männer stehen da wahrscheinlich drauf. (Ich persönlich habe ja unheimliche Schmerzen allein beim Gedanken daran, mit so einem winzigen Loch *irgendwas* zu tun, geschweige denn das, was Urologen dann damit tun wollen...)

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  4. ... hä? Ich kenn mich jetzt bei der Urologie nicht ungemein gut aus, aber was bitteschön würde man dort als Urologe tun oder nachschauen wollen, was man nicht auch mit einem Ultraschall herausfinden könnte?

    lG Birgit

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  5. Mit Details habe ich mich aus Sorge um meine geistige Wohlbehaltenheit noch nicht beschäftigt, aber soweit ich weiß, gibt es sehr wohl urethrale Untersuchungen und Behandlungen. Brrrrrrr.

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