Jeder Mensch hat so seine Vorlieben und Abneigungen. Eine meiner ganz großen kleinen Leidenschaften gilt den Euphemismen. Und ich wollte ihnen schon lange in diesem Blog ein wenig Raum widmen.
Um Wikipedia zu zitieren: "Der Euphemismus (deutsch auch: Hehlwort, Hüllwort, Beschönigung, Verbrämung) (latinisierte Form des griechischen ευφημισμός, von altgriechisch euphemi „schönreden, beschönigen“) bezeichnet Wörter oder Formulierungen, die einen Sachverhalt beschönigend, verhüllend oder verschleiernd darstellen."
Meiner bescheidenen Meinung nach sind Euphemismen eine eigene, leider etwas verkannte, Kunstform.
Die meisten Menschen verwenden diese kleinen Beschönigungen ganz alltäglich, ohne es überhaupt noch zu bemerken. Beispielsweise haben wir in Graz schon lange keine Irrenanstalt mehr, sondern nur noch ein Sondernervenkrankenhaus. Und gerade darin, wofür wir Euphemismen verwenden, zeigt sich so schön, was wir in unserer Gesellschaft alles nicht wahrhaben wollen.
Die zweite Art von Euphemismen sind diejenigen, die nicht zur Verschleierung der Realität zur persönlichen Beruhigung dienen, sondern uns im Namen der sogenannten Political Correctness aufoktroyiert werden. (Auch das ist übrigens im weitesten Sinne ein Euphemismus, in Form der Ersetzung eines unliebsamen Wortes durch dasselbe Wort in einer fremden Sprache. Man kann ja kaum sagen, die hochgelobte Political Correctness würde einem aufgezwungen werden.)
Die neigen dann dazu, im Laufe der Zeit den negativen Beigeschmack des ursprünglichen Wortes zu übernehmen. Wodurch man dann wieder neue Euphemismen dafür erfinden muss. Dieses Phänomen nennt man dann die Euphemismen-Tretmühle. Bekanntestes Beispiel: "Neger", was ersetzt wurde durch "Schwarzer", was ersetzt wurde durch "Farbiger", was ersetzt wurde durch "Afro-Amerikaner"/"Afro-Europäer", was ersetzt wurde durch "Dunkelhäutiger", was ersetzt wurde durch wasweißichwas. (Natürlich hat nichts davon was am eigentlichen Problem geändert, nämlich der natürlichen Tendenz des Menschen, sich zu einem intoleranten Pack zusammenzurotten. Siehe auch: Minarettverbot in der Schweiz.)
Wie auch immer, es wird in Zukunft immer wieder einmal kleine Beiträge über den einen oder anderen schönen Euphemismus geben. (Und die Dysphemismen werden auch nicht zu kurz kommen.)
lG Birgit
P.S.: Zur Klarstellung: Ich habe nichts gegen Political Correctness. Ich mag's nur nicht, wenn sie als Allheilmittel angepriesen wird.
Thursday, December 3, 2009
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
Jajaja, schon gut, ich weiß, dass "aufoktroyieren" ein Pleonasmus ist. Ich mag ihn nur.
ReplyDeletelG Birgit