Saturday, November 28, 2009

Spielregeln

"Das Leben ist ein Spiel, ohne Regeln, ohne Ziel." Ungefähr dasselbe dachte ich einige Zeit lang auch über das Kartenspiel, das Velinka und Ehegemahl mit gewisser Begeisterung spielen. Die einzige Erklärung, die ich bekomme: Man zählt immer bis 14.

Weitere Erkenntnisse:
* Man wirft abwechselnd Karten auf den Tisch, die sich auf einem oder mehreren Stapeln sammeln.
* Manchmal nimmt man danach zusammen mit der ausgespielten Karte wieder eine oder mehrere der Karten und legt sie auf seinen eigenen Punktestapel, wobei man dabei manchmal eine Karte obenauf legt und eine unter den Stapel schiebt.
* Ein häufiger Zug besteht darin, zu einer Karte eine gleichwertige dazuzulegen und die beiden dann zu nehmen.
* Zusammen mit einer gerade ausgespielten Dame oder einem As verschwinden oft mehrere Karten in den eigenen Stapel.
* Es gibt eine Punkteliste mit einer Spalte pro Spieler.
* Manchmal werden auf der Punkteliste während des Spiels Striche für den einen oder anderen Spieler gemacht, üblicherweise direkt nach einem Stich.
* Am Ende werden die Karten auf dem eigenen Punktestapel irgendwie gezählt. Die Summe beider Spieler ergibt immer 25.

Nachdem ich das Spiel mehrere Abende lang fasziniert beobachtet und inzwischen auch ein oder zwei Mal mit Velinka gespielt habe (wobei mir die Regeln da auch eher nebenbei gezeigt als tatsächlich erklärt wurden), hier die Regeln:

Table*

Gespielt wird mit 52 Blatt und 2 Spielern. Außerdem benötigt man einen Block zum Notieren der Punkte.

Grundsätzliches
Es werden mehrere Spiele nacheinander gespielt, bis ein Spieler mehr als 101 Punkte hat. Jedes Spiel besteht aus vier Runden. Der Geber wechselt nach jedem Spiel, nicht aber nach jeder Runde.

Spielvorbereitung
Vor dem ersten Spiel macht man auf dem Block zwei mit Namen gekennzeichnete Spalten, eine pro Spieler, und bestimmt einen Geber. (Bei allen weiteren Spielen wird der Geber gewechselt.)

Der Geber mischt den Stapel gut durch. Der zweite Spieler hebt ab und legt die obersten vier Karten des abgehobenen Stapels offen in die Tischmitte. Dann schaut er die unterste Karte des abgehobenen Stapels an und legt ihn zur Seite. Der Geber schaut die unterste Karte des restlichen Stapels an, legt ihn auf den abgehobenen Stapen und schaut die unterste Karte des gesamten Stapels an. Nun liegen vier Karten in der Tischmitte und 48 auf dem Stapel.

Ablauf einer Runde
Der Geber verteilt folgendermaßen 6 Karten pro Spieler: Zunächst 3 Karten für den anderen Spieler, dann 3 für sich selbst, wieder 3 für den anderen**, und zuletzt wieder drei Karten für sich selbst. Der andere Spieler beginnt.

Die Spieler spielen nun abwechselnd Karten nach den unten folgenden Regeln aus und sammeln ihre Stiche ein, bis keiner mehr Karten auf der Hand hat. Am Ende der Runde können Karten am Tisch liegen bleiben. Ausnahme: Nach der vierten und letzten Runde gehen die restlichen Karten an denjenigen Spieler, der den letzten Stich gemacht hat.

Regeln
Der Spieler, der an der Reihe ist, muss eine Karte ausspielen. Jede Karte hat einen bestimmten Wert (siehe unten, "Kartenwerte während des Spiels").

Die mathematische Formulierung: Hat die ausgespielte Karte genau denselben Wert wie eine oder mehrere disjunkte Teilmengen der ausliegenden Karten, so darf er die Karte sowie alle dieser Teilmengen auf seinen Stichstapel nehmen.

Die verständliche Formulierung: Haben mehrere auf dem Tisch liegende Karten zusammenaddiert genau denselben Wert wie die ausgespielte Karte, so sticht die gerade ausgespielte Karte diesen gesamten Stapel und kommt damit zusammen auf den eigenen Stichstapel. Insbesondere gilt dies auch für Karten mit demselben Wert, zB kann eine Dame eine andere Dame stechen. Kann man von den Karten auf dem Tisch zwei oder mehr Stapel so zusammenstellen, dass jeder davon dieselbe Summe wie die ausgespielte Karte hat, so werden alle Stapel gestochen. Grundsätzlich gilt kein Stichzwang, das heißt, man darf die Karten am Tisch liegen lassen, obwohl man stechen könnte.

Ausnahme: Ein König kann maximal einen weiteren König (und beliebig viele weitere Stapel, die keine Könige enthalten) stechen.

Zusatzregel: Gelingt es einem Spieler, mit einem Stich den gesamten Tisch abzuräumen, bekommt er außerdem einen Zusatzpunkt. Diese werden in Form von Strichen auf der Punkteliste gezählt.

Beispiele
Auf dem Tisch liegen die Karten 3, 5 und 7. Mit einem 8er könnte man 3 und 5 stechen, da 3+5=8. (Das heißt, dass der ausgespielte 8er zusammen mit dem bereits ausliegenden 3er und 5er auf den eigenen Stichstapel kommt.) Mit einem 7er könnte man den bereits ausliegenden 7er stechen. (Hinweis: Fürs spätere Mischen ist es in so einem Fall günstig, die Karten im Stichstapel nicht direkt nebeneinander einzuordnen.)

Auf dem Tisch liegen 2, 3, 5, und 6. Wieder spielt man einen 8er aus. Es gilt 3+5 = 8, und auch 2+6 = 8. Der 8er sticht beide Stapel, und man darf alle fünf Karten auf den Stichstapel nehmen. Da danach der Tisch leer ist, bekommt man außerdem einen Zusatzpunkt.

Auf dem Tisch liegen As und 10. Mit einem weiteren As kann man das As stechen, da beide denselben Wert haben. Man kann aber auch das am Tisch liegende As als 1 interpretieren und das ausgespielte als 11. Damit gilt 1+10=11, und das ausgespielte As sticht beide Karten.

Auf dem Tisch liegen 3, 4, 5, 6, 10, König, König. Ein ausgespielter König hat Wert 14. Es gilt 4+10=14, 3+5+6=14, König=14, König=14. Es darf aber maximal ein König pro Zug gestochen werden. Der Spieler nimmt daher die beiden Stapel 4+10 und 3+5+6 sowie einen der beiden ausliegenden Könige und seinen eigenen. Am Tisch bleibt nur ein König liegen.

Punktewertung
Sobald alle Karten verbraucht sind, also nach vier Runden, wird gewertet. Dazu zählt jeder Spieler die Punkte in seinem Stichstapel zusammen (siehe unten, "Kartenwerte bei der Wertung"). Zusätzlich gibt es 3 Punkte für den Spieler mit den meisten Karten im Stichstapel (keine Punkte bei Gleichstand).

Ziel des Spiels
Gewinner ist, wer in Summe über mehrere Spiele und die gesammelten Zusatzpunkte zuerst 101 oder mehr Punkte erreicht. Erreichen beide Spieler gleichzeitig über 101 Punkte, gewinnt derjenige mit mehr Punkten. Sollten auch diese identisch sein, so ist der Konflikt wahlweise entweder durch eine erhitzte Diskussion über Spielstil und Glück in der Liebe oder durch Münzwurf zu entscheiden. (Sollte die Münze auf der Kante stehen bleiben, steht es den Spielern frei, höhere Gewalt verantwortlich zu machen.)

Kartenwerte
Während des Spiels
2, 3, ..., 10 -- entsprechend dem aufgedruckten Wert
As -- 1 oder 11
Bube -- 12
Dame -- 13
König -- 14

Bei der Wertung
Karo 10 -- 2
As, König, Dame, Bube, 10 (außer Karo 10) -- 1
Kreuz 2 -- 1
Rest (2-9 außer Kreuz 2) -- 0


* ... ist etwa die Lautschrift des Namens, unter dem das Spiel mir vorgestellt wurde. Hinweise über korrekte Schreibweise oder alternative Namen werden angenommen.
** (begeisterte Schnapser müssen sich an dieser Stelle besonders zusammenreißen, nicht die nächste Karte aufzudecken)






Bei der Recherche bin ich übrigens auf eine ausgezeichnete Regelsammlung für Kartenspiele gestoßen:
http://www.pagat.com/alpha.html

(Original gepostet in meinem privaten blog am 06.10.2008)
lG Birgit

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